„Atmen. Atme tief. Und hör ihm doch verdammt noch mal zu.“
Ich zwinge mich zu atmen.
Ein, aus. Ein, aus.
Und zwinge mich, ihm zuzuhören.
Er, er ist der Arzt, der mir gerade mitteilt, dass ich Krebs habe.
Eine besonders aggressive Form, nicht gerade für seine herausragende Behandlungsmöglichkeit bekannt.
Brustkrebs also.
Vor meinem inneren Auge rasen Glatzen vorbei, Infusionsständer, Beerdigungen.
„Das kann nicht sein“, denke ich.
„Ich bin erst 40.
Und die Kinder? Was ist mit den Kindern?“
Dieses Buch ist eine Reise durch die Krebswelt, von der Diagnose und Therapie bis zum heutigen Tag.
Eine Reise zur Erkenntnis, dass auch beim Krebs Schwarz und Weiß Grau ergibt und Krebs nie „erledigt“ ist.
Und eine Reise zur Erfahrung, was im Leben so wichtig wird, wenn es erst einmal in Gefahr ist.
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LESEPROBE
31. Juli 2019. Termin beim Radiologen.
Ich war recht sicher, dass dabei nichts Schlimmes herauskommen würde –
„Entzündung“, dachte ich mir, „oder etwas Ähnliches“ –, daher war ich nicht sehr aufgeregt vor diesem Termin.
Ich wollte ihn nur abhaken, eigentlich war ich genervt über den zusätzlichen Zeitaufwand,
weil ich noch so viel Arbeit vor unserem geplanten Urlaub zwei Wochen später hatte.
In der Radiologiepraxis wurde mir dann gleich bei der Anmeldung nahegelegt, eine Mammografie mitzumachen.
Immerhin sei ich 40 Jahre alt, da sei das sinnvoll. Dem stimmte ich zu, es war mir in dem Moment einfach egal.
Ich fand mich mit 40 Jahren zwar noch etwas jung für das komplette Screening, aber wenn ich schon da war …
Ich dachte immer noch, dass ich gleich nach der Untersuchung Entwarnung bekommen würde
und dann diese Abklärung einfach hinter mir hätte.
Die Röntgenassistentin war sehr nett.
Eine Mammografie ist grundsätzlich nicht besonders angenehm.
Dabei wird die Brust zwischen zwei Platten geschoben und ziemlich gequetscht, damit sie geröntgt werden kann.
Das schmerzt manchmal, außerdem steht man meist in völlig unbequemer Position vor dem Gerät.
Aber es dauerte nur wenige Sekunden und war definitiv auszuhalten.
Nach der Mammografie saß ich eine Weile im Wartezimmer und wurde dann gebeten, im Ultraschallraum auf den Radiologen zu warten.
Es war seltsam, denn ich musste ziemlich lange warten. Ich fand es unangenehm, so lange unbekleidet auf der Liege zu liegen.
Es war zwar unfassbar heiß an diesem Julitag, trotzdem mochte ich es nicht.
Nach einer gefühlten Ewigkeit betrat der Radiologe den Untersuchungsraum, begrüßte mich kurz und war recht schnell sehr deutlich:
„Frau Racz, ich habe auf den Bildern der Mammografie etwas in Ihrer linken Brust gesehen.
Ich schaue mir das im Ultraschall noch einmal an, aber das sieht nicht gut aus.“
Da waren sie, die Worte, die mein Leben veränderten.
In dem Moment konnte ich gar nicht richtig erfassen, was der Arzt damit meinte.
Er erklärte es mir aber sofort, noch während er mit dem Ultraschallkopf beschäftigt war.
„Ich sehe einen Knoten. Ich bin ziemlich sicher, dass er bösartig ist, auf den Bildern ist das gut erkennbar.“
Ich war fassungslos. Bösartig? Knoten? Ich? Es hat doch nur ein wenig gezogen.
Der Radiologe sagte mir auch, dass der Knoten noch klein sei, ungefähr einen Zentimeter groß,
und dass er davon ausgehe, dass er gut behandelbar sei.
„Was meinen Sie mit gut behandelbar?“
„Ich gehe davon aus, dass er herausoperiert wird, eventuell braucht es noch eine Bestrahlung hinterher.“
„Aber keine Chemotherapie oder so etwas in der Art?“, fragte ich ihn.
Das war meine größte Sorge. Eine Operation würde ich schaffen, das klang nicht so nach Krebs.
Der Arzt war sich ziemlich sicher, dass das nicht notwendig sein würde.
Dass es eher ein harmloser Tumor war, wenn auch definitiv bösartig.
Danach empfahl er mir, mich schnellstmöglich an das Brustzentrum in unserer Stadt zu wenden,
den schriftlichen Befund könne ich am nächsten Tag vormittags abholen.
Er war wirklich sehr nett und einfühlsam, der Radiologe, ich habe mich bei ihm gut aufgehoben gefühlt.
Heute frage ich mich zuweilen, ob er wirklich gedacht hat, dass es ein „harmloser“ Tumor ist,
oder ob er mir einfach nicht die ganze Wahrheit zumuten wollte.
Solcher Art sind die Fragen, die mich manchmal in schlaflosen Nächten begleiten.
ch habe öfter einmal darüber nachgedacht, ihn nochmals zu kontaktieren und genau das zu fragen, habe es aber verworfen.
Es würde mir gar nichts nützen, die Antwort darauf zu erfahren.
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INFORMATIONEN ZUM BUCH
Martina Racz
EINE VON ACHT
Mein Leben mit Brustkrebs
ISBN: 978-3-903190-42-9
1. Auflage Juli 2021, Hardcover, Fadenheftung, Lesebändchen
248 Seiten, € 22,00
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