Ein erfolgreicher Schriftsteller gerät in Panik, als ihm das Schicksal eine Entscheidung abverlangt.
Er muss beweisen, dass er die Menschen, die ihm nahestehen, wirklich liebt.
Vor der Größe dieser Aufgabe erschrickt er und irrt,
von Erinnerungen an seine Fehler und Versäumnisse getrieben, durchs Leben.
In einem Traum erscheint ihm ein sonderbares kleines Mädchen,
das sich Sorgen um eine Ziege, einen kleinen Vogel und das Schicksal einer hilflosen Raupe macht.
Berührt von der feinsinnigen Art, mit der das Kind das Dasein aller Geschöpfe betrachtet,
erkennt er, wie oberflächlich seine eigenen Gedanken sind.
So wird diese Begegnung für ihn zum Wegweiser
auf seiner Suche nach einem aufrichtigen und erfüllten Leben.
Ein Märchen voller Poesie, das uns in eine phantastische Traumwelt entführt.
Ein Buch für alle Menschen, die sich die Fähigkeit bewahrt haben, mit ihrem Herzen zu lesen.
DAS BUCH ERSCHEINT IM NOVEMBER 2019.
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LESEPROBE
Einmal träumte ich davon, dass ich mich auf dem mühsamen Aufstieg zum Gipfel des Kilimandscharo befand.
Ich wurde von zwei schwarzen Trägern begleitet und als sich die Vegetationszone langsam in die Schneezone verwandelte,
sagte ich zu ihnen: „Lasst uns eine Pause einlegen. Ich möchte ein Stück allein gehen und komme dann wieder zu euch zurück.“
Meine Träger waren helle Burschen.
Sie waren froh, dass sie mich samt meinem Gepäck los waren, und stellten keine Fragen.
Als sie die schweren Rucksäcke abgeladen hatten, setzten sie sich auf zwei Steine und winkten freundlich hinter mir her.
Ich hatte natürlich nicht die Absicht, alleine den Gipfel zu erklimmen.
Ich wollte nur einfach wieder einen klaren Kopf bekommen,
weil mir das unablässige Geschwätz meiner Träger seit Stunden auf die Nerven ging.
Nachdem ich eine Weile alleine hinaufgestiegen war, setzte leichter Schneefall ein.
Meine Brille beschlug im Nu und ich war inzwischen ordentlich außer Puste gekommen.
Ich schaute mir den Himmel an. Über dem schneebedeckten Gipfel des Berges thronte eine weiße Wolke.
Sie versperrte mir den Blick zur Sonne. Aber ihre gelben Strahlen drückten sich am Wolkenrand vorbei,
und die Schneeflocken, die aus der Wolke kamen und ganz sanft zur Erde fielen, glitzerten wie kleine, goldene Sterne.
Dieses Naturschauspiel war so imposant und schön, dass ich mir hier, am Hang des Berges,
ziemlich klein und verloren vorkam, wie der einsamste Mensch auf der Welt.
Es gab nur mich, den majestätischen Berg mit seiner schneebedeckten Kuppe und der Wolke,
die über ihr schwebte, und die Gedanken an meine Versäumnisse kamen ganz von allein.
Ich begann, über mein Leben nachzudenken,
und weil mich mein schlechtes Gewissen quälte, wollte ich aufschreiben, was ich gerade empfand.
Deshalb nahm ich Notizblock und Bleistift aus meiner Tasche und schrieb:
Du versuchst vor deinen Problemen davonzulaufen. Was für eine komische Idee!
Und jetzt kommst du dir ein bisschen einsam vor,
findest aber nicht den Mut, deine Frau in die Arme zu nehmen und ihr deine Angst zu gestehen.
„Was schreibst du denn da?“, fragte mich plötzlich eine zarte Mädchenstimme.
Ich zuckte erschreckt zusammen.
Dann begann ich mir Sorgen um meinen Gesundheitszustand zu machen.
Hoffentlich war meinem Verstand nichts passiert!
Ich hatte von Leuten gehört, die ihre Tour zum Gipfel des Kilimandscharo abbrechen mussten,
weil sie Ohrensausen bekommen und imaginäre Stimmen gehört hatten.
Aber die zarte Kinderstimme fragte mich erneut: „Was hast du denn eben aufgeschrieben?“
Ich schaute in die Richtung, aus der die Stimme kam, und putzte meine Brille.
Dennoch hüllte sich das Bild vor meinen Augen in einen feinen weißen Schleier.
Man stelle es sich vor: Da sitzt ein kleines, schwarzes Mädchen mittendrin im kalten Schnee
und lächelt mich mit seinen großen, braunen Augen an.
Ihr Kopf und ihr kleiner Körper sind in ein langes, weißes Tuch gehüllt.
Unter dem Tuch tauchen nur ihr Gesicht und ein paar schwarze Locken, ihre Hände und ihre Füße auf.
„Gibt es dich wirklich?“, fragte ich verwirrt.
Ich berührte die Hand des Mädchens. Sie war kalt wie Schnee.
Aber sie fühlte sich ganz zart und kindlich an.
„Berühre mich nicht zu lange“, sagte das Mädchen lächelnd. „Sonst zerschmelze ich.“
Ich schloss meine Augen, denn ich hatte das Gefühl, dass mich mein Verstand im Stich gelassen hatte.
„Willst du jetzt etwa einschlafen?“, fragte mich die sanfte Mädchenstimme.
„Wenn wir uns schon hier oben begegnen, können wir uns doch wenigstens ein bisschen unterhalten.“
„Natürlich“, sagte ich, „das machen wir.“ Ich sagte es ein wenig spöttisch.
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Informationen zum Buch
Wolf Richard Günzel
DIE ZIEGENHIRTIN
Illustrationen: Marie-Anne Delesalle-Günzel
ISBN 978-3-903190-25-2
Hardcover, Fadenheftung
88 Seiten, € 22,00
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